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Solidaritätserklärung mit den Erde brennt!-Unibesetzungen:
Für eine ökosozial-transformative Lehramtsausbildung!

 

Aktivist*innen von "Erde brennt!" haben vergangene Woche den zweitgrößten Hörsaal in Wien sowie Hörsäle in Salzburg und Innsbruck besetzt. Ihre Botschaft:

“Warum für ein System lernen, das keine Zukunft hat? Gemeinsam kämpfen wir für soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit. Es braucht einen radikalen Systemwandel, in dem Profite und Konzerne nicht länger mehr wert sind als Menschen.”

Teachers for Future erklärt sich mit der Besetzung solidarisch und schließt sich allen Forderungen vollinhaltlich an. Aus unserer Warte heraus fügen wir im Hinblick auf die Anliegen der Besetzung noch folgende Einschätzungen an.

Klimabildung als eine Maßgabe der Lehramtsausbildung

In Sachen Klimabildung bereitet die Lehramtsausbildung völlig ungenügend auf die Erfordernisse der Gegenwart und Zukunft vor. Die Aussicht auf den möglichen Zusammenbruch ihrer Lebensgrundlagen in einigen Jahrzehnten ist vielen Schüler*innen bewusst, Lehrkräfte sollten daher unbedingt auf den Umgang mit Zukunftsängsten sowie auf das zivilgesellschaftliche Empowerment von Schüler*innen im Rahmen Schule sowie außerhalb vorbereitet werden – denn nur ein verbessertes Bildungsangebot sowie die Erfahrung kollektiver Selbstwirksamkeit (also das erlernte Gefühl, “etwas verändern zu können”) hilft Schüler*innen in dieser Situation weiter.

Es genügt jedoch nicht, nur einzelne künftige Lehrkräfte besonders intensiv für den Aufbau von Klimaclubs und das Anleiten ökologisch-sozialer Schulprojekte zu schulen, sondern alle Fächer können und müssen im Sinne der Interdisziplinarität und der massiven Krisenhaftigkeit ihren Beitrag leisten. Daher müssen dringend auch die Fachdidaktiken umgebaut werden – Es wird Zeit für transformative Fachdidaktik und Pädagogik!

Transformative Fachdidaktiken

Beispiele hierfür wären etwa die Didaktiken der Mathematik und Wirtschaftsbildung.

Die Klimaforschung und alle SDG-verwandten Themen sind zutiefst mathematisch bzw. halten viele hochinteressante Verknüpfungen zur Mathematik bereit, von Emissionsszenarien bis zu Einkommensverteilungsfragen – aber diese Verknüpfungen finden derzeit kaum Eingang in die Mathematikdidaktik, weder in der Aus- noch Fortbildung. Das lässt sich und muss sich ändern, und wir helfen gerne dabei!

Die Wirtschaftsbildung ihrerseits bereitet kaum auf den notwendigen Umbau unseres Wirtschaftssystems von einem ressourcen- und energieintensiven kapitalistischen System, das leider zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen führt, zu einer “kleinen”, nachhaltigen Kreislaufwirtschaft vor. Es wäre wichtig, Schüler*innen die Welt von morgen zu zeigen und sie mit ihnen zu erkunden.

Klimabildung in die Schulen!

Unserer Erfahrung nach passiert Klimabildung in Schulen nur dann, wenn engagierte Lehrkräfte dahinter sind – Klimabildung bleibt so eine individuelle Entscheidung an Schulen anstatt endlich ein breites Programm im Sinne eines Masterplans zu werden. Den Handlungsbedarf zeigt auch die Tatsache auf, dass derzeit nur ca. 2 Prozent der Schulen das Österreichische Umweltzeichen tragen.

Es muss noch einmal wiederholt werden: Klimabildung darf nicht nur einmal im Jahr in Geografie, Physik, Biologie unterrichtet und durch Müllsammeln alle zwei Jahre gelebt werden (Umweltbildung). Sondern das Ziel muss sein, Schüler*innen umfassend und in vielen Facetten auf eine sich stark verändernde Welt vorzubereiten und sie in diese Veränderung einzubeziehen. Einige Eckpfeiler des notwendigen Umbruchs im Schulwesen zeigen die 14 Forderungen der Teachers for Future für eine klimagerechte Schule 2024 auf.

Unis und Schulen müssen durch ihren Bildungsauftrag und ihre Vorbildfunktion vorangehen beim ökosozialen Umbruch. Gesellschaften müssen völlig umgebaut werden, wenn es uns ernst ist mit dem Pariser Ziel, “deutlich unter 2 Grad zu bleiben” und somit eine Chance auf eine erträgliche Zukunft und sogar auf das gute Leben für alle zu haben. Bei der Erreichung dieses Ziels müssen wir alte Gewohnheiten aufgeben und alle mit anpacken. Dafür müssen wir gemeinsam (nicht in der kapitalistischen Vereinzelung) kämpfen und mitunter eben auch Hörsäle besetzen – oder künftig vielleicht das BMBWF.

 

Den Besetzer*innen wünschen wir gutes Durchhaltevermögen und vollen Erfolg für ihre Anliegen!

 

Für eine klimagerechte Bildung an Unis & Schulen
Teachers for Future

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